Das Land des Brückenbaus: Weltrekorde built in China

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Neue aberwitzige Gebäudeformen sind in chinesischen Städten seit Anfang 2016 unerwünscht. Weltrekorde zu brechen verschmäht China jedoch noch lange nicht.

Jahrelang lud China mitunter die größten Architekten der Welt ein, um aus dem Reich der Mitte einen wahrhaften Wahrzeichenpark aus Superlativen und Exzentrizitäten zu formen. Vom ausufernden Aberwitz schien die chinesische Regierung jedoch Anfang 2016 endlich genug zu haben. Eine neue Direktive forderte die Unterlassung weiterer Stil-Solitäre, die sich selbstverliebt jeglicher Anpassung an das Stadtbild verweigerten. Wer jedoch glaubt, mit diesem Beschluss sei auch das Ende „ausufernder“ Architektur in China angebrochen, irrt gewaltig. Das bevölkerungsreichste Land der Erde schlägt nämlich auch weiterhin Rekorde im Brückenbau.



Transparenz unter den Füßen

Sie gehört nicht nur zu den besucherstärksten, sondern auch buchstäblich größten Attraktionen Chinas: die Zhangjiajie Grand Canyon Glass Bridge. Mit 430 Metern Länge und einer Höhe von 300 Metern über Tal ist sie die zugleich längste und höchste Glasbrücke der Welt. Und „Glas“ bedeutet hier nicht etwa Milchglas, sondern panoramafensterartige Transparenz zum gähnenden Abgrund. Ein Riesenspaß für Schwindelfreie und eine einzigartige Möglichkeit für Höhenängstige, sich einmal so richtig intensiv mit der eigenen Phobie auseinanderzusetzen.



Problematische Attraktivität

Natürlich besteht die vom israelischen Architekten Haim Dotan entworfene Fußgängerbrücke nicht nur aus Glas. Einen Großteil des sechs Meter breiten Bauwerks macht ein solider Stahlrahmen aus, in dessen Lücken mächtige Glasplatten eingelassen sind. Jeweils zwei Pylonen auf jeder Seite der Schlucht tragen die Hängebrücke. Die zulässigen Lasten sind dabei freilich nicht unbegrenzt. Für 800 Besucher gleichzeitig zugelassen und auf 8.000 täglich beschränkt, musste der Brückenbau bereits 13 Tage nach ihrer Eröffnung am 20. August 2016 wegen eines täglichen Ansturms von zehnfacher Größe geschlossen werden. Attraktivität kann eben auch zum Problem werden.



Die Höchste von allen

So viel zur größten Glasbrücke. Die wirklich höchste Brücke von allen war bis vor kurzem mit 472 Metern über Tal die 2009 eröffnete Siduhe-Brücke im chinesischen Badong. Was hohe Überführungen angeht, lässt sich China ohnehin nicht lumpen: Allein acht der zehn höchsten Brücken weltweit befinden sich in der Volksrepublik. Doch das Reich der Mitte legt schon wieder nach: noch Ende dieses Jahres soll die Beipanjiang-Brückebei Duge für den Verkehr des Hangzhou-Ruili Expressway freigegeben werden. Die Schrägseilbrücke ist die neue Höchste von allen und wird mit einer Höhe von 565 Metern die bisherige Rekordhalterin um fast 100 Meter überragen.

Das Größte ist immer drin

Um noch einmal auf das eingangs erwähnte Verbot zurückzukommen: In der neuen Direktive heißt es, die Errichtung „exzentrischer und überdimensional großer Gebäude“ sei zu unterbinden. Klar, riesige Brückenbauten, als Teil der Infrastruktur, zumal außerhalb der Städte und keine Gebäude im eigentlichen Sinne, dürften hiervon ausgenommen sein. Aber mal ehrlich: Die neuen Rekorde sind keine reinen Zufallsprodukte, sondern noch immer auch Kinder desselben Antriebs, der jahrelang die nun verbotenen Verrücktheiten hervorgebracht hat. Überhaupt scheint „überdimensional“ auf Chinesisch ein sehr dehnbarer Begriff zu sein. Immerhin beteiligt sich China mit den geplanten rund 1 km hohen „Phoenix Towers“ in Wuhan am Wettkampf um das höchste Gebäude der Welt. Doch vielleicht fügen sich die Türme ja auch ganz sensibel ins Stadtbild.

 

Zhangjiajie Grand Canyon Glass Bridge:

Architekt: Haim Dotan

Eröffnung: August 2016

Länge: 430 m

Höhe über Tal: 300 m

Breite: 6 m

Beipanjiang Bridge Duge:

Eröffnung: geplant Ende 2016

Länge: 1341 m

Lichte Weite: 720 m

Pfeilhöhe: 269 m

Höhe: 565 m