BOB-Haltestelle Matten weckt Sehnsüchte

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In der Schweiz ist die Bahn das zuverlässigste Verkehrsmittel. Um das Berner Oberland für Arbeitskräfte attraktiver zu machen, wurde deshalb nun in Matten bei Interlaken eine neue Haltestelle eingerichtet.

In Deutschland ist die Bahn aktuell leider meist eher Grund zur Sorge denn zur Freude. Das Schienennetz ist veraltet, die Infrastruktur marode, und die Pünktlichkeit, nun ja ... Ein Blick in die Schweiz weckt da regelrechte Sehnsüchte, denn dort läuft der Bahnverkehr wie geschmiert. Wer hier schnell, sicher und vor allem pünktlich irgendwo ankommen will, nimmt die Schiene. Eine gute Bahnanbindung bedeutet dementsprechend einen erheblichen Standortvorteil im Wettbewerb um Arbeitskräfte. In Matten bei Interlaken wurde deshalb nun eine neue BOB-Haltestelle mit Park and Ride eingerichtet. Geplant wurde das Projekt von der Ribuna AG – mit ALLPLAN.

Neue Haltestelle für mehr Attraktivität

Die neue Haltestelle der Berner-Oberland-Bahn (BOB) soll hauptsächlich die Erschließung einer Gewerbezone auf dem früheren Flugplatz Interlaken verbessern, um die Region für Arbeitskräfte attraktiver zu machen. Ein zusätzliches P+R-Angebot soll dabei zugleich den Straßenverkehr entlasten. Insgesamt galt es mehrere komplexe Bauaufgaben umzusetzen. Der Gleisbau umfasste die Erneuerung der bestehenden Gleisanlage, den Bau einer neuen Doppelspurstrecke, eine Verbesserung des Unterbaus sowie die Installation eines modernen Entwässerungssystems. Daneben mussten zwei 260 Meter lange Bahnsteige mit Bahnsteigkanten aus vorgefertigten Winkelelementen sowie eine 5,5 Meter breite und 2,75 Meter hohe Personenunterführung aus Ortbeton mit barrierefreiem Zugang (Rampe) gebaut werden.

P+R und Entwässerung

Die ebenfalls zu planende P+R-Anlage bietet neben 207 regulären Pkw-Parkplätzen fünf Behindertenparkplätze sowie fünf mit Ladestation für Elektrofahrzeuge. Darüber hinaus gibt es 32 Parkplätze für Reisebusse plus vier weitere Ein- und Ausstiegsparkplätze. Bei Spitzenauslastung werden zusätzliche 300 Pkw-Parkplätze und noch einmal 32 Busparkplätze auf dem früheren Flugplatz zur Verfügung gestellt. Eine neue Zufahrtsstraße dient der Erschließung des Parkplatzes und sorgt für eine direkte Anbindung an den umliegenden Verkehr.

Besonderer Fokus lag zudem auf der Entwässerung von Bahnhof und P+R-Parkplatz. Ein ausgeklügeltes System aus Sickergräben bildet eine eigens für das Gelände konzipierte Versickerungsanlage, die Oberflächenwasser effizient und umweltfreundlich ableitet. Sandfilter in den Gräben reinigen dabei das Wasser, bevor es im Boden versickert und ins Grundwasser gelangt.

Umfassende Planung mit ALLPLAN

Die Ribuna AG machte bei der Planung des Projekts mit ALLPLAN vom breiten Funktionsumfang der Software umfassenden Gebrauch. So erfolgte die Modellierung der Personenunterführung mithilfe von freiem 3D-Modellieren und Architekturbauteilen. Aus einem Bewehrungsmodell wurden wiederum die Mengenlisten automatisch ausgelesen. Bei der komplexen Baugrubenplanung kam das Add-on Baugrube zum Einsatz, inklusive Datenexport an die maschinelle Ausführung.

Bei den Bahnsteigen konnten die Achsdaten der Schweizer Bundesbahn (SBB) im Toporail-Format importiert werden, wodurch sich Höhen und Lage der Bahnsteige exakt bestimmen ließen. Für die komplette Bahnanlage, samt Gleisen, Fahrmasten, Schwellen, Bahnsteigwinkeln und -belag, wurde ein 3D-Modell erstellt, das anschließend auch der Kollisionskontrolle, der Erstellung von Visualisierungen sowie der Koordination zwischen den Projektbeteiligten diente. Die P+R-Anlage wurde anhand eines Digitalen Geländemodells (DGM) entwickelt. So ließ sich unter anderem die Korrektheit der Gefällsverhältnisse sicherstellen und die Daten für die maschinelle Ausführung exportieren.

Für die Planung der Zufahrtsstraße nutzte das Ingenieurbüro ein Straßenmodell in ALLPLAN Civil, aus dem gleichsam alle erforderlichen Pläne, Daten und Informationen abgeleitet wurden. Zu guter Letzt kam das Kanal-Tool bei der Modellierung und Auswertung der komplexen Entwässerungsanlage zum Einsatz. Dank dieser intensiven Nutzung nahezu sämtlicher ALLPLAN-Funktionen konnte das Projekt letztlich äußerst präzise, effizient und koordiniert umgesetzt werden.