BIM im Holzbau

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Um den heutigen Anforderungen an den Holzbau zu begegnen, arbeitet eine Forschergruppe der TU München an der Verbesserung der digital unterstützten Wertschöpfungskette für einen Holzbau mit BIM.

Der anthropogene Klimawandel ist vermutlich die größte Bedrohung unserer Zeit. Um die daraus resultierende Klimakatastrophe noch zu verhindern, hat die Europäische Kommission Ende letzten Jahres mit dem European Green Deal ein Konzept vorgelegt, das mit verschiedenen Maßnahmen Europa bis 2050 klimaneutral machen soll. Nach Ansicht der Holzwirtschaft wurden dabei jedoch die Potenziale einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung und Holznutzung nicht stark genug miteinbezogen. Der natürliche Baustoff ist regenerativ und speichert CO2 in Form von Kohlenstoff. Aufgrund seiner hohen Stabilität ermöglicht er filigranere Konstruktionen und mehrgeschossige Bauwerke und dank seiner guten Dämmeigenschaften ein angenehmes Raumklima. Kurz: Holzbau ist zukunftsträchtiger denn je – und damit umso mehr ein Kandidat für BIM.

Prädestiniert für BIM

In Sachen Building Information Modeling ist der moderne Holzbau bereits sozusagen „von Natur aus“ weiter als andere Bauweisen. Der Grund hierfür liegt in seinem hohen Vorfertigungsgrad und den ausgefeilten digitalen Prozessen. Schon seit Jahrzehnten werden in der Werkstattplanung 3D-Modelle für die maschinelle Fertigung erstellt. Digitalisierung und Automatisierung der Vorfertigung entwickeln sich stetig weiter. Zudem koordinieren Holzbauplaner schon jetzt sämtliche angrenzenden Gewerke, was sie für die Rolle eines BIM-Modellierers oder BIM-Koordinators geradezu prädestiniert. Nichtsdestotrotz wird ein gewerkeübergreifendes Building Information Modeling (Big BIM) bislang noch nicht verlangt und folglich auch nicht praktiziert. Ein durchgängiger digitaler Planungsprozess mit entsprechender Wertschöpfungskette fehlt also noch.

Forschungsprojekt an der TUM

Eine Forschergruppe der TU München will nun in einem dreijährigen Projekt die Wertschöpfungskette Planen und Bauen mit Holz auf Basis von BIM entwickeln. Das Vorhaben trägt den passenden Namen BIMwood. Teilnehmer sind neben der Professur für Entwerfen und Holzbau sowie dem Lehrstuhl für Architekturinformatik der Hochschule die Praxispartner Prause Holzbauplanung, die BIM-Experten AEC3, Lattke Architekten und das Holzbauunternehmen Gumpp + Maier. Fokus der Forschung soll die „Weiterentwicklung von Methoden, Werkzeugen und Handeln im vorgefertigten Holzbau zur Verbesserung reibungsloser Planungs- und Datenmanagementprozesse“ sein.

Praxis und Forschung unterstützt durch ALLPLAN

Lattke Architekten, ihres Zeichens erfahrene Nutzer der BIM-Methode im Holzbau, setzen bei ihrer Arbeit auf Software-Lösungen von ALLPLAN. Holzbauexperte Frank Lattke erklärt: „Mit ALLPLAN Architecture und ALLPLAN Bimplus sind wir in der Lage, auch komplexe Holzbauprojekte hochdetailliert in BIM zu planen. Das hilft uns in den Forschungsprojekten genauso wie in der täglichen Praxis im Architekturbüro“. Stefan Kaufmann, Produktmanager BIM-Strategie & New Technologies, ergänzt: „Nachhaltigkeit ist eines der großen Zukunftsthemen beim Planen, Bauen und bewirtschaften von Bauwerken. Der politische Druck auf die Bauindustrie wächst, klimaneutrale Lösungen für gesunde Lebensräume zu schaffen. Der Holzbau könnte dabei zu einem wichtigen Baustein werden.“

Die Ergebnisse des Projekts, das übrigens durch Mittel aus dem Förderprogramm „Nachwachsende Rohstoffe“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft unterstützt wird, sind an Entscheidungsträger, Planer, Holzbauunternehmen sowie die Softwareindustrie gerichtet. Begonnen hat BIMwood im August 2019. Spätestens ab Juli 2022 kann sich der Holzbau also auf praxisreife Richtlinien für BIM freuen.