BIMwood: Handlungsempfehlung für BIM im vorgefertigten Holzbau
Nachdem wir im ersten Teil unserer Serie eine grobe Einführung in die BIM-Entwicklungsstufen anhand des UK Maturity Models gegeben haben, gehen wir in Teil zwei nun etwas mehr in die Tiefe – mit dem Stufenmodell von Bilal Succar. Der Vorteil dieses Modells gegenüber dem britischen besteht in seiner nicht landesgebundenen und somit universelleren Anwendbarkeit sowie seiner klaren Unterscheidung bestimmter Gruppen, die für die Entwicklung von BIM eine Rolle spielen.
Bilal Succar forscht an der University of Newcastle Australia zu BIM und hat eine Reihe vielzitierter wissenschaftlicher Arbeiten zum Thema veröffentlicht. Das Stufenmodell bildet die zweite von drei „Dimensionen“ eines umfassenden, von Succar entwickelten Erklärungsgerüsts, welches Branchenfachleute beim Verstehen des komplexen Themas BIM unterstützen soll: dem BIM Framework (nicht zu verwechseln mit dem BIM Integration Framework). Die erste „Dimension“ unterscheidet drei Gruppen oder Felder von Akteuren, die BIM etwas angeht:
1. Das politische Feld, welches alle Akteure umfasst, die für das Erstellen von Standards, Richtlinien und Verträgen zuständig sind. Zu diesen zählen sowohl Regulierungsbehörden als auch Bildungseinrichtungen.
2. Das Prozess-Feld, welches vom Besitzer über den Architekten bis zum Gebäudemanager alle Akteure umfasst, die direkt mit Lieferung, Planung, Bau und Betrieb von Bauwerken zu tun haben.
3. Das technologische Feld, das all jene zusammen fasst, welche die notwendigen Tools, Systeme, Ausstattungen oder Materialien für Planung, Ausführung und Betrieb innerhalb der AEC-Branche entwickeln oder bereitstellen (zum Beispiel Softwareentwickler).
Diese Unterscheidung vorweg zu kennen, erleichtert das Verstehen des Stufenmodells, da die unterschiedlichen Stufen durch verschiedene Entwicklungen und Anforderungen innerhalb dieser Felder gekennzeichnet sind.
Prä-BIM-Status
Nun aber zum Modell selbst. Auch dieses unterscheidet wie das UK Maturity Model vier Stufen (stages). Die erste ist der „Prä-BIM-Status“, welcher sich wie Stufe null des UK Maturity Models durch eine 2D-Dokumentation bzw. insgesamt geringe Investitionen in Technologie auszeichnet. Besonders hervorgehoben wird hier aber auch die mangelhafte Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Projektbeteiligten unter vertraglichen Arrangements, welche ein „Over-the-wall“-Verhalten und ein Verschieben von Risiken ermutigen.
Stufe eins: Objektbasiertes Modellieren
Es folgt Stufe eins: der Schritt von 2D zu 3D und zu dem, was Succar „objektbasiertes Modellieren“ nennt. Dieses besteht darin, dass nun Firmen objektbasierte BIM-Software und somit ein virtuelles Gebäudemodell verwenden, aus dem sie eine Vielzahl an 2D-Dokumenten und 3D-Visualisierungen koordiniert generieren. Das Erstellen von vielfältigen 3D-Perspektiven, Mengen, Spezifikationen, möglichen Szenarien und anderen Datenausgaben aus dem mit vielerlei Informationen angereicherten Modell führt zu leichten Prozessveränderungen in den Firmen, die ein solches nutzen. Da dieses BIM-Modell jedoch noch immer monodisziplinär genutzt wird und die gelieferten Daten größtenteils CAD-artige Dokumente sind, bleiben die üblichen vertraglichen Beziehungen und Haftungsprobleme bestehen.
Stufe zwei: Modellbasierte Kollaboration
Auf Stufe zwei wird der Schritt vom objektbasierten Modellieren zur „modellbasierten Kollaboration“ vollzogen. Hier arbeiten zwei Firmen aus unterschiedlichen Disziplinen, die jeweils ein eigenes BIM-Modell verwenden, zusammen. Beide tauschen Datenbanken (jedoch keine Geometrien) untereinander aus, indem sie entweder eine solche gemeinsam bearbeiten oder Datenbanken in zwei verschiedenen geschützten (programmeigenen) Formaten oder offenen Formaten (etwa IFC) miteinander verknüpfen. Auf diese Weise lassen sich Zeitstudien (4D) erstellen, interdisziplinäre Kollisionsprüfungen durchführen und eine Fülle analytischer Daten erzeugen. Diese Veränderungen im Arbeitsprozess sind so signifikant, dass traditionelle Vertragsbeziehungen, Risikomodelle und „bewährte“ Prozesse langsam überbeansprucht werden und es zunehmend neuer Regelungen bedarf.
Stufe drei: Netzwerkbasierte Integration
Die dritte und höchste Stufe markiert (vorerst) die Vollendung von BIM und trägt den Untertitel „netzwerkbasierte Integration“. Auf dieser Stufe arbeiten alle am Projekt Beteiligten über alle drei Projektlebenszyklusphasen (Planung, Bau, Betrieb) hinweg gemeinschaftlich an einem geteilten Modell und entfalten so den vollen Nutzen zunehmend virtueller Arbeitsflüsse. Sich stetig verbessernde Technologien spielen hier eine tragende Rolle, insbesondere die von Modell-Servern, Replikationen oder anderen netzwerkbasierten Gesamtmodelllösungen, die den multidisziplinären Input speichern, verteilen und kontrollieren. Spätestens auf dieser Stufe befinden sich die derzeitigen vertraglichen Regelungen und Projektprozesse nicht mehr im Einklang mit den technischen Möglichkeiten.
Wie das Modell zeigt, ist es bis zu Stufe drei oder „BIG BIM“ auf allen Ebenen noch ein weiter Weg zu gehen. Ein Weg, der sich allerdings zweifellos lohnt.