BIM-basierter Bauantrag: Effiziente Baugenehmigungsverfahren

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Ein BIM-basierter Bauantrag wird Genehmigungsverfahren in Zukunft erheblich beschleunigen. Die BIM-Methode ist bereits reif dafür – nun muss nur noch die öffentliche Hand nachziehen.

Das Baugenehmigungsverfahren ist ein entscheidender Schritt bei jedem Bauvorhaben, der sowohl bei den Planer:innen als auch bei den Behörden viel Zeit in Anspruch nimmt. Dies ist gerade im Hinblick auf den Wohnungsbau ein folgenschweres Problem. Seit Jahren fordert die Bau- und Immobilienbranche deshalb einen Abbau bürokratischer Hürden für Bauprojekte. Digitalisierung könnte hier definitiv helfen. Durchgängig digitalisierte Prozesse für mehr Effizienz und Transparenz bei Baugenehmigungen sind bereits vorhanden – und werden in anderen Ländern schon erfolgreich genutzt. Das vielleicht wichtigste Werkzeug darunter ist dabei der BIM-basierte Bauantrag. Dieser würde nicht nur Behördengänge und Papier einsparen, er wäre auch die Grundlage für ein weitgehend automatisiertes Genehmigungsverfahren, das sehr viel Zeit und Geld spart.

Bauantrag: von analog über „digital“ bis BIM-basiert

Der klassische analoge Bauantrag enthält (unter anderem) technische Zeichnungen (2D-Pläne), die in Papierform und dreifacher Ausführung beim Bauamt eingereicht werden. Diese werden anschließend vom Fachpersonal der Behörde und der verschiedenen Fachreferate (Umwelt, Wasserwirtschaft etc.) persönlich überprüft. Der Informationsaustausch zwischen Amt und Antragstellenden verläuft per Schriftverkehr. Für BIM-Profis bedeutet das, dass nach der Modellierung mühsam und zeitintensiv 2D-Pläne erstellt und alle späteren Änderungen an vielen Stellen nachgeführt werden müssen. Dafür wenden sie bis zu 50% ihrer Arbeitszeit auf, obwohl alle relevanten Informationen bereits im Modell enthalten sind.

Im Zuge der Digitalisierung von Verwaltungsdienstleistungen durch das Onlinezugangsgesetz (OZG) wurde inzwischen der sogenannte digitale Bauantrag geschaffen, bei dem die Unterlagen papierlos in Form von PDF-Dateien über einen Cloud-Service eingereicht werden. An der aufwendigen persönlichen Prüfung durch die Verwaltungsfachangestellten ändert das erst einmal nichts. Der größte Vorteil liegt momentan noch in der gleichzeitigen Bearbeitung durch mehrere Stellen, die vorher aufgrund der begrenzten Kopien nicht möglich war, sowie in der Online-Kommunikation der Antragsteller mit den Bauämtern.

Ein BIM-basierter Bauantrag funktioniert noch einmal anders: Hier werden die für das Genehmigungsverfahren benötigten Daten direkt und automatisiert via Cloud-Service aus einem standardisierten BIM-Modell extrahiert. Die fachbezogene Überprüfung erfolgt bei Standardbauwerken regelbasiert und somit maschinell. Das spart nicht nur menschliche Arbeitskraft, sondern beschleunigt auch den Prüf- und Genehmigungsprozess erheblich. Auch die Kommunikation zwischen Antragstellenden und Behörde läuft modellbasiert, ähnlich dem Issue-Management in BIM-Projekten.

Technische Voraussetzungen für den BIM-basierten Bauantrag

Ein BIM-basierter Bauantrag stellt einerseits gewisse Anforderungen an das BIM-Modell. Dieses muss alle für die Bauantragsunterlagen erforderlichen Informationen enthalten. Hierfür gilt es dementsprechend die Informations- und Geometrieanforderungen für Antrags-Modelle vorab zu definieren. Zudem müssen die Modelldaten einheitlich strukturiert und maschinenlesbar sein, um automatisierte Prozesse wie die Prüfung der Daten zu ermöglichen. All das funktioniert jedoch nur mit einer dritten Anforderung – einem offenen (Open BIM) Datenstandard. Hier bietet sich vor allem das bereits weit verbreitete IFC-Format an, da es eine räumliche Struktur im Hochbau erzwingt, die dem Denken der Bauordnungsämter und Bauordnungen entgegenkommt. Für die Kommunikation am Modell eignet sich das ebenfalls herstellerunabhängige BCF-Format.

Musterbeispiel Finnland: BIM-basierter Bauantrag flächendeckend ab 2025

In einigen Ländern wurde die Technologie für einen BIM-basierten Bauantrag bereits erfolgreich getestet oder implementiert. Ein Musterbeispiel hierfür ist Finnland. Hier läuft seit 2018 bereits ein Pilotprojekt (RAVA) zur Entwicklung und nationalen Implementierung eines BIM-basierten Bauantrags. Die letzte Stufe des Projekts (RAVA3) wurde 2023 mit der Realisierung nationaler Standards, Anwendungsfälle, Prüfregeln, automatisierten Prüfverfahren und nicht zuletzt der Implementierung in 23 Pilotgemeinden erfolgreich abgeschlossen. Damit steht der landesweiten Einführung nichts mehr im Wege.

Herausforderungen beim BIM-basierten Bauantrag in Deutschland

Das Entscheidende bei der Vorreiterrolle Finnlands in der Digitalisierung des Bausektors ist die Gesetzgebung. Der BIM-basierte Bauantrag wird ab Januar 2025 mit Inkrafttreten des neuen finnischen Baugesetzes (Building Act) bereits verpflichtend. Ein solcher Boost durch die öffentliche Hand (samt entsprechender Förderung) fehlt in Deutschland – trotz herausragender Pilotprojekte auch hierzulande (beispielsweise in Dortmund). Die Gründe hierfür sind vielschichtig: Hierarchische Strukturen, mangelndes Wissen und unzureichende Vernetzungsmöglichkeiten zwischen Bundes- und Landesbehörden bremsen den digitalen Fortschritt in der Fläche momentan noch aus. Hinzu kommt mit Hinblick auf den BIM-basierten Bauantrag das Problem, dass jedes Bundesland sein eigenes Baurecht hat, dem die Systeme Rechnung tragen müssen.

Die strukturellen Probleme durch den Föderalismus in Deutschland werden vermutlich in absehbarer Zukunft kaum gelöst werden können, doch ließe sich immerhin auf der Wissensebene behördenseitig Abhilfe schaffen. BuildingSMART Deutschland etwa schlägt hierfür die Schaffung strukturierter und niedrigschwelliger Austausch- und Weiterbildungsformate zu Transformationstechnologien für die Mitarbeitenden von Landes- und Bundesbehörden sowie Kommunen vor.