Bautrends 2018: Diese Entwicklungen sollten Architekten im Blick behalten

Lesedauer 7 min.

Häuserfassaden werden grüner, Holzhäuser höher, die Architektur der Zukunft mit Carbonbeton noch schöner, die Branche digitaler – und das Jahr 2018 spannend. Erfahren Sie mehr über die wichtigsten Bautrends im kommenden Jahr und welche Innovationen sich durchsetzen werden.


 

Bautrend 1: Urbane Hochhäuser aus Holz 

Holz is back in townAusgerechnet in den Städten entstehen immer mehr Hochhäuser aus dem archaischen Baustoff. Jüngste Gesetzesnovellierungen, neue Richtlinien sowie Erkenntnisse aus Pilotprojekten und Studien haben die Ausgangslage für den mehrgeschossigen Holzbau deutlich verbessert. Man hat Holz quasi zu einem neuen Material entwickelt – feuerfest, leicht zu transportieren und ideal für vorgefertigte Modulsysteme. Eine Reihe neuartiger Bauwerke, wie etwa das größte Holzhaus der Welt HoHo in Wien mit 24 Stockwerken, erregen Aufsehen in der Fachwelt. Weitere sind in Planung und lassen Ungewöhnliches erwarten.

 

Bautrend 2: Vertikale Gärten in der Stadt 

Die Städte werden grüner – besonders in der Vertikalen. Grund hierfür ist nicht nur die Ästhetik, sondern in erster Linie der Klimawandel: In Zukunft werden sich Großstädter auf Hitzestaus und tropische Nächte einstellen müssen. Fachleute empfehlen vertikale Gärten an Hausfassaden als ideale Kühlungsmaßnahme, zumal hier ungenutzte Flächen mit wenig Aufwand umstrukturiert werden können. Immer mehr Kommunen und städtische Initiativen treiben die Bauwerksbegrünung voran. Fassadenbegrünung leiste bereits einen wichtigen und spürbaren Beitrag, um die lokale Hitzebelastung und den Hitzestress möglichst gering zu halten, so etwa der Klimaschutzbeauftragte der Stadt Würzburg, Christian Göpfert.

 

Bautrend 3: Spannende, neuartige Bio-Baustoffe

Wissenschaftler werden auch 2018 im Turbogang an der Erforschung neuer, nachwachsender Rohstoffe für den Einsatz am Bau arbeiten, um sie zur Marktreife zu entwickeln. Am Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT werden derzeitVerfahren entwickelt, mit denen sich der unterirdisch wachsende Teil von Pilzen – Myzel genannt – zu Dämmmaterial oder Baustoff weiterverarbeiten lässt. Schon das US-amerikanische Start-up Ecovative hatte ein schaumartiges Material aus Myzelien hergestellt. Je nach beigemischten Nebenprodukten könnte es sich nicht nur als Dämmstoff, sondern auch als ressourcenschonendes Baumaterial und Alternative zu Kunststoff, Styropor oder Sperrholz eignen.

 

Bautrend 4: Bauen mit Carbonbeton

Der Siegeszug von Carbonbeton geht 2018 weiter – und man wird es in den Städten sehen. Mit Carbonbeton wird Bauen nämlich nicht nur wirtschaftlicher und nachhaltiger, sondern auch schöner: Das Öko-Baumaterial aus hauchdünnen Kohlenstofffasern ermöglicht in Zukunft ganz neue filigrane, leichte und dennoch tragfähige Architekturen. Die Alternative zum Stahlbeton wurde mit dem Deutschen Zukunftspreis 2016 und dem Green Product Award 2017 ausgezeichnet. Das Forschungsprojekt "C3 – Carbon Concrete Composite" der TU Dresden soll den Vorsprung Deutschlands bei der Anwendung des revolutionären Baumaterials sichern – schon rund 140 Institute und Unternehmen sind beteiligt.

 

Bautrend 5: Smart Home – steigende Nachfrage

Der Run auf Smart-Home-Technologien bleibt ungebrochen und er bietet der Baubranche enorme Marktchancen. Als Baustein der Energiewende rückt energiesparende Gebäudeautomatisierung weiter in den Fokus der Verbraucher. Schon die Smart-Home-Pakete der Energieversorger werden über kurz oder lang eine starke Nachfrage nach integrierten Angeboten von Planern, Beratern und Fachbetrieben des SHK- und Elektrohandwerks erzeugen. Der Trend geht zum Haus als Energiezelle – ein guter Grund, sich rechtzeitig mit der Implementierung intelligenter Energiearchitektur auseinanderzusetzen.

 

Bautrend 6: Digitalisierung mit BIM

BIM entwickelt sich zunehmend zum Standard für die gesamte Bauindustrie. So das Fazit einer im September veröffentlichten Studie von Roland Berger. Denn die Herausforderungen der Branche – nachhaltiges Bauen, zunehmende Urbanisierung, Städteplanung für eine immer älter werdende Gesellschaft – lassen sich nicht mehr am Reißbrett bewältigen. Die für immer komplexere Bauprojekte nötige Transparenz, Kommunikation und Effizienz ist nur noch mit Digitalisierung zu schaffen. Schon 2020 sollen öffentliche Bauprojekte in Deutschland nur noch an Firmen vergeben werden, die BIM nutzen.

Energieeffizientes Bauen mit neuartigen Baustoffen und naturnahes Wohnen in der Stadt werden also auch 2018 das Thema Nummer 1 sein. Zudem wird auch die Digitalisierung der Baubranche unaufhaltsam voranschreiten. Es lohnt sich für Architekten, Bauingenieure und Facility Manager, sich darauf vorzubereiten und auf BIM-Plattformen sichtbar zu sein.