Energieeffizienz, Gesundes Bauen und Nachhaltigkeit – diese drei Begriffe bestimmen die Bautrends 2017. Neue gesetzliche Regelungen zur Senkung des Energiebedarfs von Gebäuden, intelligente Verschattungssysteme, nachhaltige Industriebauten und Barrierefreiheit sind nur einige der Themen, mit denen sich Architekten, Bauingenieure und Bauherren im kommenden Jahr beschäftigen werden.
Klimapolitische Entscheidungen verändern die baurechtlichen Grundlagen
Das Jahr 2016 war ein Jahr wichtiger klimapolitischer Entscheidungen, die sich auf die Bautrends 2017 auswirken. Am 22. September 2016 ratifizierte der Bundestag das Klimaabkommen von Paris. Darin verpflichten sich die Unterzeichner, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Das Bundesumweltministerium erarbeitet zudem den Klimaschutzplan 2050. Bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts sollen nahezu alle Städte und Gemeinden in Deutschland klimaneutral sein, bei gleichzeitig erhöhter Lebensqualität. Zivilgesellschaftliche Gruppen kritisierten jedoch die Erwägungen des Bundes: Es fehlten konkrete Ziele. Außerdem blieben die Forderungen weit hinter der EU-Gebäuderichtlinie von 2010 zurück.
Diese Richtlinie sieht vor, dass bereits ab 2019 alle Neubauten der öffentlichen Hand den Standard des Niedrigstenergie-Gebäudes erfüllen sollen. Für privatwirtschaftlich genutzte Gebäude gilt 2021 als Frist. Im Zentrum steht eine hohe Klimaschutzwirkung, die mit niedrigen Bau- und Bewirtschaftungskosten möglich ist. Auch deshalb wird der Bund noch dieses Jahr über eine Zusammenlegung der Energiesparverordnung (EnEV 2014, EnEV ab 2016), des Energieeinspargesetzes (EnEG) und des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes (EEWärmeG) entscheiden. Der neue Name: Gebäudeenergiegesetz 2017.
Moderne Klimatisierungstechnologien verbessern Raumluft
Energieeffizienz hängt eng mit dem Gesunden Bauen zusammen. Hierbei geht es um einen ganzheitlichen Ansatz, der Komponenten wie Raumklima, erneuerbare Energien sowie hochwertige Baumaterialien umfasst. Mit der zunehmenden Abdichtung von Gebäuden steigen die Belastungen in der Innenraumluft. Diese können sich negativ auf den Komfort und die Gesundheit der Bewohner auswirken. Deshalb entwickelt die Industrie neue Klimatisierungstechnologien. Intelligente Verschattungssysteme, passive Solarenergienutzung oder eine angepasste Gebäudedämmung sind nur ein Teil der Bautrends für 2017.
Nachhaltige Bauprojekte verbinden Funktionalität, Ästhetik und Ökologie
Trends setzen auch die Nominierten zum Nachhaltigkeitspreis 2016 der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DNGB). Mit der Kindertagesstätte „Solarraupe“ in Marburg konzipierten Opus Architekten ein Gebäude, das sowohl höchste ästhetische als auch ökologische Ansprüche erfüllt. Beim Schmuttertal-Gymnasium in Diedorf (Architekten Hermann Kaufmann ZT GmbH) schätzte die Jury insbesondere die modulare Bauweise sowie den Plusenergiestandard.
Einige Industrieprojekte haben es ebenso auf die Shortlist geschafft. Beispielsweise überzeugte die Wittenstein Innovationsfabrik in Igersheim-Harthausen (HENN Architekten) mit einer klaren Gliederung der Flächen, der architektonischen Verbindung von Denk- und Arbeitsprozessen sowie mit ihrer Energieeffizienz. Eine Photovoltaikanlage sowie außen liegende Sonnensegel senken den Energiebedarf im Vergleich zum Referenzhaus gegenüber der EnEV 2009 um 40 Prozent.
Demografischer Wandel verändert Raumkonzepte
Altersgerechtes Wohnen wird auch 2017 eine wichtige Rolle spielen, jedoch nur zu 26 Prozent. Dies zeigt die Trendstudie 2016/2017 von BauInfoConsult. Die demografischen Entwicklungen verändern die Herangehensweise an den Wohnungsbau. Jüngere Familien, die Häuser aus den 1960er und 1970er Jahren erben oder kaufen, vergrößern deren durchschnittliche Wohnfläche. Denn diese hat sich seit 1960 verdoppelt: von 19 auf etwa 40 Quadratmeter pro Person. Die jungen Hauseigentümer sanieren Heizungs- und Lüftungssysteme, investieren in regenerative Energien.
Demgegenüber steht die alternde Bevölkerung, die vor allem Barrierefreiheit benötigt: großzügige Raumaufteilung, breitere Türen, ebenerdige Zugänge. Elektronisch gesteuerte Rollläden und Fensteröffner, Lampen mit Bewegungsmelder oder moderne Türsprechanlagen schaffen mehr Komfort im Alter.
Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und Wohnkomfort stehen 2017 im Mittelpunkt
Die klimapolitischen Entwicklungen in Deutschland, Europa und der Welt haben Energieeffizienz zu einem der bedeutendsten Themen im Bauwesen gemacht. Dieser Trend wird sich 2017 fortsetzen. Nachhaltiges Bauen in Verbindung mit den höheren Ansprüchen der Bevölkerung an Komfort und Barrierefreiheit werden sowohl Neubauten als auch Sanierungen im kommenden Jahr stark beeinflussen.