Der Chongwenmen M·CUBE in Beijing von MVRDV verfügt über eine außergewöhnliche Keramikfassade, die ihn trotz seiner enormen Größe dezent zurücktreten lässt.
Als Aushängeschild eines jeden Hauses kommt der Fassade eine enorme Bedeutung zu. Wie das Gesicht eines Menschen prägt sie nicht nur den ersten Eindruck, sondern stellt für sämtliche Passanten, die das Innere des betreffenden Gebäudes nie betreten werden, auch den einzigen dar. In der Fassadengestaltung spielt neben den einzelnen Fassadenelementen natürlich auch das Material eine tragende Rolle. Hier machen zumeist Putz, Ziegel, Holz, Glas oder verschiedene Metalle den Unterschied. Doch gibt es auch extravagante Ausnahmen. So hat etwa das niederländische Architekturbüro MVRDV für ein Einkaufszentrum in Beijing ein ungewöhnliches Kleid aus schimmernder Keramik entwickelt.
Je nach Wetter, Lichtverhältnissen und der Position des Betrachters, schimmert der Chongwenmen M·CUBE teils gräulich, teils im vollen Farbspektrum des Regenbogens, als wäre er mit frischer Seifenlauge überzogen. Oftmals sogar beides zugleich, denn die Shopping Mall im Herzen der chinesischen Hauptstadt bietet mit ihrem polygonalen Grundriss eine Vielzahl an Winkeln, die das Licht unterschiedlich reflektieren. Einige größere Flächen sind punktiert und sorgen farbig hinterleuchtet des Nachts für einen zusätzlichen Showeffekt. Das Geheimnis der effektvollen Fliesen liegt in einer Sonderanfertigung, bei der auf die eigentliche Keramikfliese drei verschiedene Glasschichten aufgetragen sind, die bei unterschiedlichen Temperaturen gebrannt wurden.
Versöhnlich
Mit seiner außergewöhnlichen Fassade verfügt der Chongwenmen M·CUBE über ein besonderes Alleinstellungsmerkmal und tritt dennoch, trotz seines beachtlichen Volumens, dezent zurück. Tatsächlich handelt es sich bei dieser Ambivalenz um die Versöhnung zweier eher konträrer Anforderungen an das Gebäude. Der Bauherr, KWG Property, wünschte sich ein Bauwerk, das sich von der umliegenden, zumeist beigen und grauen Bebauung abhebt und auf kleinem Grundriss möglichst viel Fläche unterbringt. Die Stadtverwaltung hingegen forderte hingegen, dass sich der Chongwenmen M·CUBE harmonisch in die vorhandene Bebauung einfügt.
Hinter dem schillernden Kleid erhebt sich auf sieben Geschossen und über 40.000 Quadratmetern eine dichotomische Mischnutzung aus Verkaufsflächen für den Tag sowie Restaurants, Bars und Cafés für ein pulsierendes Nachtleben. Weder von innen noch von der Straße, sondern einzig aus der Vogelperspektive offenbart sich ein Aspekt, der den Mischbau respektvoll in Beijing verankert: Jede der sieben Terrassen orientiert sich symbolisch an einen besonderen Punkt der Stadt wie etwa der verbotenen Stadt oder den himmlischen Tempel.