Ansprechende Architektur für alpine Infrastruktur

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HK Architekten zeigen mit ihrer Talstation Nebelhornbahn in Oberstdorf, dass auch Infrastrukturbauwerke formell und ästhetisch anspruchsvoll sein können.

Das Auge fährt mit: Die Tage schnöder, langweiliger und fantasieloser Infrastrukturbauwerke scheinen gezählt. Das könnte man jedenfalls meinen, wenn man die neue Talstation Nebelhornbahn in Oberstdorf als Blaupause nimmt. Mit dieser haben HK Architekten in dem bekannten Bergsportort ein filigranes ikonisches Tor zum Berg beziehungsweise – von dort kommend – in die Alpengemeinde geschaffen. Wichtigster Grund für den hohen architektonischen Anspruch ist die innerörtliche Lage, die auch eine bauliche Dreiteilung nach sich zog. Geplant wurde das ansprechende Stück Infrastrukturarchitektur von der Entwurfs- bis zur Detailplanung mit ALLPLAN.



Ein Stück Infrastrukturgeschichte

Die Nebelhornbahn ist ein echtes Stück Infrastrukturbaugeschichte. Bei ihrer Fertigstellung im Jahr 1930 war sie mit ihren damals noch zwei Sektionen bereits die längste Personenseilschwebebahn der Welt. Auch heute noch zählt sie mit einer Streckenlänge von insgesamt 5,7 Kilometern zu den längsten Luftseilbahnen weltweit. Die neue Talstation ist Teil einer vollständigen Erneuerung dieser Strecke. Dabei wurden unter anderem die alten Großraumkabinen zum Stehen gegen komfortable Zehnerkabinen mit Sitzplätzen ausgetauscht. Komplementär dazu sorgt die Talstation architektonisch für angenehme Aufenthalte vor, nach oder zwischen den Fahrten. Neben der formellen Gestaltung spielen dabei insbesondere nachhaltige Baustoffe eine wichtige Rolle.

Im Einklang mit der kleinteiligen Bebauungsstruktur vor Ort verteilen sich die unterschiedlichen Funktionsbereiche der Station auf drei Baukörper. Im Zentrum steht das Hauptbauwerk, von wo aus die Kabinen zum Berg hinauf geschickt werden. Holzbögen und Glaselemente formieren sich hier zu einer parabelförmigen Struktur, die das Funktionsgebäude als luftiges und lichtes Portal erscheinen lässt. Diese architektonische Reduktion auf die Funktion schafft einen zurückhaltenden Blickfang, der als Schnittstelle zwischen Ortsgebiet und alpinem Landschaftsraum den Auftakt zum Nebelhorn in Szene setzt.



Gebäude in Holz-Beton-Hybridbauweise

Neben dem Hauptbauwerk gehören ein Shop- und ein Verwaltungsgebäude zum Ensemble. Ersteres schirmt mit seinem länglichen Baukörper einen großzügigen Platz von der Straße und den Parkplätzen ab, der als direkte Verlängerung der Fußgängerzone dient und den Passanten somit die Orientierung erleichtert. Das Verwaltungsgebäude schließt wiederum unmittelbar an die Station an, was einen reibungslosen Betrieb gewährleisten soll. Neben Lagern und Büroräumen, die in den oberen Etagen angesiedelt sind, umfasst es auch blickgeschützte Mitarbeiterapartments im Hanggeschoss samt Gartenflächen. Die beiden Gebäude sind in Holz-Beton-Hybridbauweise ausgeführt und geben auch äußerlich mit extensiven Holzoberflächen ein klares Statement für den Naturbaustoff ab.