Spektakuläre Projekte der Blob-Architektur stehen mit ihrer kuriosen Ästhetik weltweit für sich. Fließende Formen, sanfte Bewegungen und komplexe Strukturen zeichnen diese Strömung aus. Sie entwickelte sich in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts dank der fortschreitenden Digitalisierung. Innovative CAD-Software ermöglichte es den Architekten von nun an, konkave und konvexe Linienführungen in die äußere Gestaltung von Gebäuden einfließen zu lassen. Dieser Trend ist auch unter dem Begriff amorphes Bauen bekannt.
Die jeweiligen Gebäude sind oftmals als Solitär errichtet, da sie sich durch ihr außergewöhnliches Design nur schwer ins Stadtbild integrieren lassen. Trotzdem ist es berühmten Architekten gelungen, die Geschichte und Umgebung des jeweiligen Ortes in ihre Entwürfe aufzunehmen. Einige dieser Projekte stellen wir Ihnen nachfolgend vor.
Schlump One in Hamburg
Das Team von J. Mayer H. Architekten setzte für den Umbau dieses Verwaltungsgebäudes in Hamburg auf eine amorphe Konstruktion. Horizontale Fensterlinien wechseln sich mit geschwungenen Putzbändern ab. Die für die Blob-Architektur charakteristischen weichen Ecken und Kanten präsentieren sich sowohl an der Außenfassade als auch auf der umliegenden Freifläche.
Otto Bock Science Center für Medizintechnik in Berlin
Bei diesem Projekt ließen sich Gnädinger Architekten von der Verbindung aus Natur und Technik inspirieren, die im Kern des Unternehmens Otto Bock MedicalHealth steht. Die Gestaltung der weißen Aluminium-Glasfassade erinnert an Muskelfasern. Der sechsgeschossige Unternehmenssitz im Herzen Berlins präsentiert sich als offene, leicht zugängliche Institution.
CC BY-SA 3.0, commons.wikimedia.org/wiki/File:Otto_Bock_Science_Center_Medizintechnik_(Berlin).JPG
Erweiterungsbau des Umweltbundesamtes in Dessau
Das neue Gebäude wird als Solitär errichtet und soll mindestens den Standard eines Null-Energie-Hauses erfüllen. Dieses im Bau befindliche Projekt bietet Platz für etwa 100 Mitarbeiter und beherbergt darüber hinaus zwei mittelgroße Konferenzbereiche. Die amorphe Linienführung realisieren Anderhalten Architekten mit Glas- und Photovoltaik-Elementen, die sich zur Sonne neigen.
Fondation Jérôme Seydoux-Pathé in Paris
Im 13. Arrondissement von Paris erhebt sich dieser futuristische Neubau vor einer historischen Fassade, die von Auguste Rodin im Jahr 1869 entworfen wurde. Das Gebäude ist mit einer Schicht aus 1.000 Quadratmetern Aluminiumlamellen überzogen, die als Sonnenschutz dienen. Im Inneren vereinen sich wertvolle Materialien wie Holz und Stahl. Nachts strahlt der Kuppelbau des italienischen Architekten Renzo Piano über den Dächern der französischen Hauptstadt.
Eight Spruce Street in New York
Auch in Wolkenkratzern nutzen Architekten wie Frank Gehry die Möglichkeiten des amorphen Bauens. Das 267 Meter hohe Gebäude in Lower Manhattan erscheint wie zwei nebeneinander stehende Säulen. Gewellte Linien und unterschiedliche Strukturen lassen die Fassade weich und je nach Blickwinkel anders wirken. Der Stahlbetonbau ist mit gräulich schimmernden Aluminiumlamellen überzogen.
Al-Wakrah SC Stadion in Qatar
Die Architektin Zaha Hadid lieferte den Entwurf für das neue Fußballstadion in Qatar, in dem zur Fußballweltmeisterschaft 2022 erstmals Spiele stattfinden sollen. Die historische Umgebung und die Geschichte des Landes definierten das Design: geschwungene Linien und eine weiß schimmernde Oberfläche. Sie erinnern an die traditionellen arabischen Boote der Perlentaucher, die sogenannten Dhows.
Yuan Ze University Campus in Taipeh
Dieses im Bau befindliche Universitätsgebäude soll Modernität und Fortschrittlichkeit ausstrahlen. Hierfür kombiniert der Architekt Santiago Calatrava eine gebogene Dachkonstruktion mit einer Metallfassade. Das Kulturzentrum vereint im Inneren einfache Materialien wie Stein, Stahl, Glas und Metall. Die Linienführung des Daches entspricht der typisch taiwanesischen Architektur.
Blob-Architektur ist ein weltweiter Trend
Nicht nur in Deutschland erschaffen Architekten skulpturale Meisterwerke, die expressionistische Elemente mit den Eigenschaften des klassischen Bauens vereinen. Freiformen und Symmetrie ergänzen sich in diesen öffentlichen Gebäuden, Ästhetik und Funktion stehen in einem engen Zusammenhang.