Lange setzte der HVB-Tower als höchstes Gebäude Münchens Maßstäbe in der Metropole. Nun geht er wieder zukunftsweisend als gutes Beispiel voran. Seit 2013 wird der Turm für rund 250 Millionen Euro nach einem Entwurf von HENN umfassend energetisch saniert. Während die kompletten Maßnahmen bis 2019 umgesetzt werden, wurde 2016 der erste Bauabschnitt bereits abgeschlossen. Dieser umfasste die Erneuerung der Stockwerke des eigentlichen Hochhauses inklusive des Eingangsbereichs und der Konferenzzone im sogenannten „Flachbau Süd“.
Der HVB-Tower wurde in den 1970ern von Betz Architekten geplant und 1981 fertiggestellt. Damals übertraf er mit seinen knapp 114 Metern als erstes Gebäude in München die „magische“ 99-Meter-Marke. 2006 wurde er unter Denkmalschutz gestellt. Da sich der Innenraum bis dahin jedoch aufgrund vielfältiger Umgestaltungen bereits nicht mehr im Originalzustand befand, konnte dieser im Zuge der energetischen Sanierung komplett neu gestaltet werden. Beim Äußeren sah das schon anders aus. Hier galt es eine einschalige Fassade durch eine sich nach innen aufbauende zweischalige Elementfassade zu ersetzen, ohne das Antlitz des Turmes sichtbar zu verändern.
Alte Paneele mit neuer Dämmung
Die neue innere Schale setzt sich aus einem akustisch wirksamen Brüstungspaneel und einem Kippöffnungsflügel mit Isolierverglasung zusammen. Dank dieser neu verbauten Technik können die inneren Öffnungsflügel einzeln gekippt und geschlossen werden. Alternativ regelt eine zentrale Steuerung das Öffnen und Schließen der Fenster. Die ursprünglichen Aluminium-Brüstungspaneele wurden vom Gebäude abgenommen, gereinigt und mit einem Sonnenschutz sowie über zwei Millionen Luftlöchern versehen, damit das Gebäude trotz perfekter Dämmung atmen kann. Insgesamt konnten 6.000 der originalen Fassadenelemente wiederverwendet werden. 2.500 weitere Paneele wurden ersetzt und einem sortenreinen Recycling zugeführt. Auch Bauschutt und Baustellenabfälle konnten zu über 90 Prozent recycelt werden.
ABW bei der HVB
Während rein äußerlich alles beim Alten bleibt – die Lüftungslöcher sind von weitem unsichtbar -, zeigt sich das Innere in völlig neuem Gewand. Das Erschließungsgebäude „Flachbau Süd“, über welchem der Turm liegt, zeigt sich nun mit einem dramatischen Foyer, das sich über drei Etagen in polygonalen Flächen skulptural entfaltet. Mattweiße Mineralwerkstoffflächen bilden hier ein wiederkehrendes materielles Motiv.
Doch die Neugestaltung des Interieurs bedeutet nicht nur einen Wandel zu einer zeitgemäßen Ästhetik. Sie betrifft auch das Arbeitskonzept an sich. Die neuen Büros sind nun ganz im Sinne eines Activity Based Working konzipiert. Auf feste Arbeitsplätze wird weitestgehend verzichtet. Stattdessen können die Mitarbeiter je nach aktueller Tätigkeit selbst entscheiden, ob sie klassische Bildschirmarbeitsplätze, Telefonecken, Business-Lounges oder Besprechungsinseln nutzen. Papier gibt es in diesem „digitalisierten“ Arbeitsumfeld nicht mehr. Stattdessen kann jeder Mitarbeiter per allgegenwärtigem W-LAN auf erforderliche Daten zugreifen. Daneben sind zudem alle Bereiche mit moderner Videokonferenztechnik ausgestattet, die so manche Dienstreise spart und die Umwelt schont.
Sanieren lohnt sich
Durch die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen wird das Gebäude voraussichtlich etwa 50 Prozent der Heizenergie im laufenden Betrieb sowie ca. 25 Prozent an Strom einsparen. Eine enorme Leistung für die Umwelt, welche konsequenter Weise mit einer LEED-Zertifizierung in Platin honoriert wurde.