Von Martin Mikus, Produktmanager ALLPLAN Architecture
Der effiziente Einsatz von 3D-Modellierungssoftware erfordert praktische Kenntnisse. Die Anleitung eines Experten kann hier den Lernprozess enorm beschleunigen. Unser Modellierungsexperte Martin Mikus schöpft aus 13 Jahren Erfahrung mit ALLPLAN, um einige nützliche Arbeitsabläufe vorzustellen, die Architekten und Ingenieuren helfen, fortgeschrittene Modellierungsaufgaben effizienter und effektiver zu bewältigen. In der Fortsetzung zum ersten Beitrag beschreibt er, wie man benutzerdefinierte Architektur- und modulare Bauteile für verschiedene Anwendungen erstellt oder aus Punktnetzen BIM-Objekte generiert.
Benutzerdefinierte Bauteile
Bei jedem Projekt kann es viele verschiedene unregelmäßige Geometrien geben, die modelliert, in Plänen dargestellt oder auch mit speziellen Attributen versehen werden müssen. Wenn herkömmliche Modellierungsansätze nicht weiterhelfen, lassen sich geformte Bauteile in gewöhnlichen Modellierungsworkflows erstellen und anschließend in ein benutzerdefiniertes Architekturbauteil übertragen. Auf diese Weise erhält der Planer die benötigten Informationen und Darstellungen für den Grundriss und andere Pläne.
Freiformgeometrie in ALLPLAN; © ALLPLAN
Wenn Sie zum Beispiel eine nicht-tragende Wand erstellen möchten, können Sie die Geometrie zunächst über Profile und Extrudierpfade definieren. Auf diese Weise lässt sich die Wand mit dem richtigen Maß an Details und Kontinuität erstellen. Anschließend kann das Werkzeug „Fahrweg Sweep“ verwendet werden, um die Form zu modellieren. Die Verwendung Boolescher Operationen ermöglicht das Hinzufügen weiterer Details. Durch Angaben zu Material, Oberfläche oder Objekttyp werden nach der Modellierung bei Bedarf Objekteigenschaften und -attribute angepasst.
Im Anschluss wird das Objekt in eine benutzerdefinierte architektonische Form umgewandelt. Dies ermöglicht es der Software, zwischen einer benutzerdefinierten Form und einem gewöhnlichen 3D-Objekt zu unterscheiden, und erlaubt den Zugriff auf spezielle Eigenschaftseinstellungen. Hier lässt sich die gewünschte Darstellung im Grundriss bezüglich Höhe, Material oder anderen lokalen Standards erzeugen. Abschließend kann das Objekt dann für Präsentationen oder andere Erfordernisse gerendert werden.
Modulare Bauteile
Auch für die Erstellung von modularen Bauteilen – sei es für den Innenausbau oder im Infrastrukturbereich – gibt es einige spezielle Workflows und Techniken, die die Arbeit erleichtern.
In der Innenarchitektur lassen sich modulare Bauteile wie Möbel parametrisch erstellen. So kann beispielsweise eine Idee für ein einzigartiges Regalsystem aus einem skizzierten 2D-Rasterentwurf übernommen und mithilfe der Funktion "Geländer und Fassade" in das 3D-Modell übertragen werden. Mit der richtigen Vorlage werden parametrische Körper mit wenigen Klicks automatisch erzeugt und können verschiedene Teile des Rasterbildes einfach ersetzen. Das Grundlayout der geschlossenen Regale lässt sich schnell ändern, indem bestimmte Felder in offene oder verglaste Regalelemente umgewandelt werden. Dies gibt dem Planer die Freiheit, das Design entsprechend den Bedürfnissen des Kunden oder etwaigen Einschränkungen in der Baubarkeit zu optimieren.
Im Infrastrukturbereich können Betonschutzwände, Leitplanken, Beleuchtungen und andere Komponenten schnell mit allen erforderlichen Details generiert werden. Durch die Erstellung einer modularen Komponente werden alle Eigenschaften im Voraus festgelegt, so dass keine Informationen fehlen. Durch das Einfügen der modularen Bauteile an den gewünschten Stellen – wie etwa die Leitplanken an einer Brücke – gelangt man sehr schnell zu einem vollständig detaillierten, fertigen Modell. Bei Bedarf sind weitere Anpassungen oder Änderungen auf der Sub-Objekt-Ebene eines Bauteils möglich. Dazu können Sie die Standardvorlagen von ALLPLAN nutzen oder eigene Bauteil-Sets erstellen.
Detaillierung von Brücken; © ALLPLAN
Vom Punktnetz zum BIM-Objekt
ALLPLAN unterstützt auch einen umfangreichen Datenaustausch, bei dem 3D-Geometrien nicht direkt in ALLPLAN modelliert, sondern aus verschiedenen Systemen übernommen werden. So können beispielsweise NURBS-Geometrien aus Rhinoceros über die Datenaustauschformate nach ALLPLAN importiert werden. Weitere gängige Programme, die unterstützt werden, sind etwa Cinema 4D und SketchUp.
Der Import von Punktwolken oder 3D-Punktnetzen in ALLPLAN ist für verschiedene Zwecke hilfreich wie Digitalisierung, Koordinierung oder Umbaumaßnahmen. Mit der zuletzt hinzugefügten Unterstützung des OBJ-Dateiformat können 3D-Punktnetze, die mit Vermessungslösungen wie Zephyr oder RealityCapture erstellt wurden, einfach nach ALLPLAN importiert werden. Ein weiteres nützliches Werkzeug ist die Verwendung von Laser-Scans über die Scaniverse-App zur schnellen Erstellung von 3D-Punktnetzen.
3D-Punktnetz in ALLPLAN; © ALLPLAN
Mit Scaniverse kann beispielsweise eine Treppe und der sie umgebende Innenraum per iPhone gescannt und als texturiertes Punktnetz in ALLPLAN importiert werden. Durch die Definition von Konturen im Grundriss und die Abstimmung von Höhen aus dem generierten Schnitt wird daraufhin eine parametrische Treppe in ALLPLAN modelliert. Über diesen Workflow lässt sich jedes beliebige Bauteil in einem BIM-Modell nachbauen.
Eine ähnliche Technik bietet sich auch für Anwendungen in größerem Maßstab an. So können Gebäude etwa per Drohne gescannt und mit RealityCapture verarbeitet werden, um ein 3D-Punktnetz mit den entsprechenden Texturen und UV-Mapping-Informationen zu erstellen. Anschließend kann das Punktnetz mit einer OBJ-Datei nach ALLPLAN importiert und in Größe und Ausrichtung angepasst werden. In kürzester Zeit entsteht ein komplettes digitales Modell des Gebäudes, das als Grundlage für einen Umbau oder eine Neugestaltung genutzt werden kann.
Sollten diese Workflows für Ihre tägliche Arbeit von Nutzen sein, können Sie eine kostenlose 30-Tage-Testversion herunterladen, um sie selbst auszuprobieren.
Erfahren Sie mehr und sehen Sie sich die vollständige Präsentation an.
Martin Mikus,
Produktmanager