Ökologisch verträgliches Bauen gehört zu den wichtigsten Trends unserer Zeit. Vor allem die Frage nach dem Energieverbrauch steht zunehmend im Vordergrund. Sollte man nun ein Nullenergie-, Plusenergie- oder doch eher ein Lebkuchenhaus bauen? Letzteres besticht im Vergleich zu den beiden anderen nicht so sehr durch den Energieverbrauch, sondern vielmehr dadurch, dass es zu 100 Prozent ökologisch abbaubar ist und dabei größtenteils selbst in Energie umgewandelt werden kann. Wir werfen einen kritischen Blick auf diese weihnachtliche Bauweise und geben Einblick in das Leistungsverzeichnis für eine Bauvariante eines echten Lebkuchenhauses.
„Wer mag der Herr wohl von diesem Häuschen sein?“: Lebkuchenhausbau damals und heute
Was als neuartige ökologische Bauweise erscheint, dürfte tatsächlich schon über zweihundert Jahre alt sein. In historischen Dokumenten wird das Lebkuchenhaus – hier synonym als „Pfefferkuchenhaus“ bezeichnet – erstmals 1812 von den Brüdern Grimm erwähnt. Bauherrin, Bewohnerin und vermutlich auch Architektin dieses Prototyps war demnach eine gewisse (böse) „Hexe“. Der damals als Baustoff noch weitgehend unerprobte Lebkuchen erwies sich allerdings schnell als für den Häuserbau bedenklich, da in kürzester Zeit erhebliche Schäden durch Kindsbefall auftraten. Nicht zuletzt da man dieser Art von Schädling nur auf zutiefst inhumane und illegale Weise Herr werden konnte – die Hexe pflegte die Kinder einfach zu fressen -, verschwand der Lebkuchenhausbau weitestgehend aus dem Wald.
Nun aber, zur Weihnachtszeit, erfährt die Teigbauweise ein großes Revival. Da der bauliche Sinn von Wohnraum aus Lebkuchen allerdings, auch vom Kindsbefall abgesehen, nach wie vor äußerst umstritten ist – bei zu langer Sonnenbestrahlung wird der Baustoff spröde, bei Regen löst sich die Zuckergussfassade auf -, raten Experten dazu, sich besser auf „kleine Experimente“ im Modellformat zu beschränken. So ließe sich das Material noch schnell dem eigenen Energiehaushalt zuführen, ehe es schlecht wird. Hier ein Leistungsverzeichnis für solch ein kleinformatiges Lebkuchenhaus:
Ausschreibung:
1. Baustoffe
- 250 g Zucker
- 80 g Wasser
- 750 g Honig
- 1 großes Ei
- 60 g Eigelb
- 30 g Zimt
- 20 g Vanillezucker
- 8 g Nelken (gemahlen)
- 8 g Kardamom (gemahlen)
- 4 g Muskat (gemahlen)
- 1 Zitrone, abgeriebene Schale davon
- 600 g Roggenmehl
- 600 g Weizenmehl
- 12 g Hirschhornsalz
- 5 g Pottasche
- 100 g Milch
2. Baustelleneinrichtung
Eine Küche wäre nicht schlecht. Ansonsten tut es auch ein beliebiger vor Wind und Regen geschützter Raum mit: Backofen + Elektroanschluss, Herdplatte, Topf, Rührschüssel, Rührgerät(e) (manuell/elektrisch), Schneidebrett, Schneidegerät (empfohlen: Küchenmesser, Pizzamesser – von Flex oder Handkreissäge wird abgeraten) oder Stechförmchen, Kühlschrank (oder kühler Raum), Nudelholz, was zum Teigabdecken (Küchentuch, Frischhaltefolie etc.), Backblech, Backpapier, Backpinsel.
3. Rohbau
Den Zucker mit dem Wasser aufkochen und den Honig unterrühren. Die Mischung auf 30 Grad abkühlen lassen. Das Ei mit dem Eigelb und allen Gewürzen schaumig rühren (Lebkuchengewürz die fertige Mischung 12 g geht auch). Zusammen mit der Honiglösung in das Mehl einarbeiten und gut durcharbeiten. Die Pottasche und das Hirschhornsalz jeweils getrennt in der Hälfte der Milch auflösen und auch getrennt in den Teig einarbeiten. Den Teig gut verpackt über Nacht gekühlt ruhen lassen.
Den Teig ca. 5 mm dick ausrollen, ausstechen oder die Teile für das Lebkuchenhaus zuschneiden. Auf das Backblech, das mit Backpapier ausgelegt ist, legen und mit Milch bestreichen. Eventuell mit Nüssen dekorieren. Bei 160 Grad ca. 15 min backen.
4. Fassade/Strukturierung der Fassade
Zuckerguss, Zuckerstreusel, bunte Zuckerteile ...
5. Bauzeitenplanung
Den Teig gut verpackt über Nacht gekühlt ruhen lassen.
6. Gesamtbauzeit
Pi mal Daumen 8,75-24h (hängt von Tageszeit des Baubeginns ab, siehe auch 5.)
Gutes Gelingen und guten Appetit!