Das Bauhaus feiert hundertjähriges Jubiläum und mit ihm seinen Siegeszug als Mutter einer zeitlosen Architektur, deren Spuren überall zu finden sind – auch in der ALLPLAN-Heimatstadt München.
Zwar ist es nicht die alleinige Wiege dessen, was oft gemeinhin als „moderne“ Architektur verkauft wird, doch ist das Bauhaus zweifellos eine ihrer wichtigsten Geburtsstätten. 1919 übernahm der Architekt Walter Gropius das Direktorat der Großherzoglich-Sächsischen Hochschule für Bildende Kunst in Weimar und transformierte diese in das Staatliche Bauhaus Weimar. Zuvor hatte er unter Peter Behrens mit anderen Architekturpionieren wie Mies van der Rohe und Le Corbusier zusammengearbeitet. Im Bauhaus führte Gropius schließlich Kunst und Handwerk wieder zusammen mit dem ehrgeizigen Ziel, den „Bau der Zukunft“ zu erschaffen, „der alles in einer Gestalt sein wird: Architektur und Plastik und Malerei (…)“.
Siegeszug der einfachen Form
Der typische „Bauhausstil“ ist den Bewegungen des sogenannten Neuen Bauens und der Neuen Sachlichkeit zuzuordnen, die sich, als Antithese zu den immer kühneren Formen des Expressionismus, einer schlichten, zweckbetonten Architektur verschrieben. Als Sinnbild und sogleich prägnantestes Merkmal stand die Rückbesinnung auf kubische Formen. Gleichsam war der Einsatz bestimmter, „neuer“ Materialien wie Stahl, Beton, Glas und Backstein kennzeichnend. Der Einfluss des Bauhauses innerhalb dieser Bewegungen war so groß, dass heute noch jeder Makler jegliches Gebäude in kubistischer Formensprache mit Flachdach als „Haus im modernen Bauhausstil“ anpreist.
Zeitlos und international
Wirklich verkennen kann man es den Maklern nicht, sind doch selbst die Frühwerke des Bauhauses bzw. seiner Protagonisten zeitgenössischen Bauwerken bereits sehr ähnlich. Schon das von Walter Gropius entworfene Fagus-Werk in Alfeld von 1911 wirkt so modern, dass es getrost erst Jahrzehnte später hätte entstanden sein können. Form und Materialität des „Bauhausstils“ sind heute weitgehend noch immer aktuell. In dieser Zeitlosigkeit besteht die außerordentliche Leistung der ehrwürdigen Hochschule und anderer Vertreter des Neuen Bauens. Und in ihrer Internationalität: Kubische Flachdachbauten finden sich längst in aller Herren Länder.
Da schaust her
In Deutschland mag es wohl kaum eine größere Gemeinde geben, die ganz ohne Häuser mit typischen Bauhaus-Merkmalen dasteht. So hat der „Bauhausstil“ auch nicht vor der ALLPLAN-Heimatstadt München haltgemacht. Ein „Original“ der berühmten Architekten konnte sich in der schon immer eher traditionsverbundenen Stadt an der Isar zwar nicht etablieren. Dennoch sind auch hier deren Spuren eindeutig erkennbar. Ein schönes Beispiel hierfür, um nur eines zu nennen, ist das Haus der Architektur – obendrein passenderweise Sitz der Bayerischen Architektenkammer. Der klare Kubus mit seiner Glasfront kann ohne viel Fantasie als Weiterentwicklung von Gropius‘ Bauhaus in Dessau erachtet werden.
Übrigens: Sein Handwerk hat Walter Gropius zunächst in der Bayerischen Landeshauptstadt gelernt, an der Technischen Universität München.